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Emil Wünsche Nachf. - Foco

Die älteste Kamera unserer kleinen Sammlung ist eine Laufboden-Klappkamera aus der Zeit um 1925 (geschätzt). Hergestellt wurde die Kamera von der Firma 'Emil Wünsche Nachfahren' aus Dresden. Emil Wünsche war bis 1902 ein sehr bekannter Unternehmer, der selbst Kameras herstellte und vertrieb.

Die Kamera konnte freihändig genutzt oder auf ein Stativ geschraubt werden, um alle notwendigen Einstellungen vorzunehmen zu können. Das Foto wurde auf Platten (oder auf entsprechend zugeschnittenem Rollfilm) belichtet, die sich in einer kleinen Blechbox befinden. Pro Bild musste somit eine solche Blechbox mitgenommen werden. Das Aufnahmeformat der Kamera entspricht 6cm x 9cm.

Bevor man aber den Auslöser betätigen kann müssen Bildausschnitt, Belichtungszeit/Blende bestimmt werden. Für letzteres wurden Belichtungstabellen genutzt, die in Abhängigkeit vom verwendeten Plattenmaterial, den natürlichen Lichtverhältnissen und dem Monat(!) die notwendigen Werte lieferten. Hatte man das alles ermitteln können, steht einem gelungenen Foto nichts mehr im Wege.

Für die Einstellungen des Bildausschnittes waren einige Hilfsmittel an der Kamera vorhanden. Zum einen kleine Wasserwaagen, um die Kamera auszurichten, zum anderen eine kleiner 'Sucher', der grob für die Wahl des Bildausschnittes genutzt werden konnte. Das Bild musste der Fotograf auf der Mattscheibe überprüfen. Um dies zu tun musste der Verschluss der Kamera geöffnet werden. Ein Blick auf die Mattscheibe zeigt das reale Bild kopfstehend. Dem geübten Fotografen störte das aber wenig. Die Schärfe wurde über das Rädchen am Schlitten eingestellt. Auch findet man ein Fadenkreuz als Hilfsmittel, um die Bildgestaltung beurteilen zu konnen (die Nutzung des bekannten schwarzen Tuches war hier durchaus von Vorteil).

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit, korrigierend auf stürzende Linien einzuwirken. Zu diesem Zweck konnte der Balg und das Objektiv mit einem kleinen Rädchen vertikal verschoben werden.

Zu guter Letzt muss noch die Belichtungszeit und die Blende für den Verschluss eingestellt werden. Wie bereits erwähnt, wurden diese Daten aus Belichtungstabellen herausgelesen.

Sind alle Einstellungen vorgenommen wurde, musste der Verschluss wieder geschlossen werden, um die Box mit der Platte einzusetzen. Hier wird kurzer Hand die gesamte Mattscheibe entfernt und mit der Kassette ersetzt. Da im Moment das Fotomaterial lichtgeschützt verpackt ist, konnten auch hier noch Korrekturen vorgenommen werden... Um das Foto belichten zu können, musste die Abdeckung der Kassette entfernt werden. Jetzt musste nur noch der Drahtauslöser betätigt werden - Klick das Foto war im Kasten, Blechdeckel der Kassette wieder einschieben, Kassette entnehmen und Mattscheibe wieder einsetzen, schon war man fertig für den nächsten Schnappschuss.

Aus dieser Beschreibung kann man erahnen, dass das Fotografieren in der Anfangszeit recht aufwendig war. Leider konnte ich bisher noch nicht die Kamera ausprobieren, da es mir an dem nötigen Fotomaterial fehlt. Als Plattenersatz kann man sicherlich einen Planfilm nutzen. Das ist aber nur die halbe Miete, denn das Material muss ja auch noch entwickelt werden...